Gegenwartsliteratur Liebe

Wenn du mich heute wieder fragen würdest von Mary Beth Keane

Wenn du mich heute wieder fragen würdest von Mary Beth Keane ist ein Roman, der mir lange in Erinnerung bleiben wird.

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(Hintergrundbild: Sergei Akulich)

Inhalt kurz zusammengefasst

Francis Gleeson und Brian Stanhope sind Kollegen bei der New Yorker Polizei. Mit ihren Eheschließungen und dem Wunsch, sesshaft zu werden, verschlägt es beide in dieselbe Nachbarschaft. Francis‘ Frau Lena, die sich nach dem Umzug einsam fühlt, versucht, Kontakt zu Brians Frau Anne zu knüpfen. Statt darauf einzugehen, geht diese jedoch auf Distanz und verunsichert Lena durch ihre undurchsichtige, kühle Art.

Auch dass beide Ehepaare Nachwuchs bekommen, der von Beginn an unzertrennlich ist, ändert nichts an Annes Distanziertheit. Erst als aus der Freundschaft zwischen Peter Stanhope und Kate Gleeson zaghaft die erste Liebe wird, entstehen neue Anknüpfungspunkte für die beiden Familien. Dass sich aus der aufkeimenden Beziehung der beiden Teenager eine Tragödie ergeben wird, die einen Beteiligten fast das Leben kostet, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Über mehrere Jahrzehnte hinweg wird die Geschichte einer lebenslangen Liebe voller Hindernisse erzählt.

Wie war Wenn du mich heute wieder fragen würdest?

Wenn du mich heute wieder fragen würdest hat mich in vielerlei Hinsicht berührt und beschäftigt. Was zuerst nach einem simplen Liebesroman klingen mag, ist die vielschichtige Chronik zweier Familien, die sich auf den ersten Blick ähneln und doch auf sehr unterschiedliche Weisen gegen das Schicksal kämpfen müssen.

Die Ehe der Stanhopes wird nicht nur durch eine Fehlgeburt belastet, sondern – wie sich mehr und mehr zeigt – durch eine vielfältige psychische Erkrankung von Anne, die letztlich die Ursache für die Tragödie ist: „Und jedes Mal, wenn sie diesen Moment wieder vor sich sah – er überfiel sie zu jeder Zeit ohne Vorwarnung, und es fühlte sich immer an, als würde sie einen Faustschlag auf den Mund bekommen – fragte sie sich, ob es möglich war, dass sie all diese Dinge gar nicht hatte, die die Doktoren bei ihr diagnostiziert hatten (paranoide Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie, schizoide Persönlichkeitsstörung, Borderline-Störung, bipolare Störung, die Diagnose veränderte und wandelte sich mit jedem Jahr, immer neue Namen für die gleichen Symptome) …” 

Der Roman erzählt davon, wie sehr ein Kind unter einem psychisch kranken Elternteil leidet, wie Liebe trotz aller Widrigkeiten bestehen kann und was der Wille, an einer Beziehung festzuhalten, für ein Leben bedeuten kann. Es geht um die Frage nach Schuld und Vergebung. Darum, inwiefern wir Marionetten unserer familiären Strukturen sind und welchen Preis wir zahlen, um diese zu verlassen – sollte es denn möglich sein … Keane schreibt von Treue und Untreue, von Liebe und Missbrauch, von Verzicht und Alkoholismus.

Was als Liebesroman daherkommt, dringt tief in die menschlichen Abgründe ein und hat mich genau deshalb so gefesselt. Man muss sich einlassen auf dieses über 400-seitige Werk und es ist definitiv kein Wohlfühlroman – doch wer bereit dafür ist, wird mit einer durch und durch authentischen mitreißenden Geschichte belohnt, aus der man viel für sich selbst mitnehmen kann.

Infos zum Buch

Wenn du mich heute wieder fragen würdest / Mary Beth Keane / Übersetzerin: Wibke Kuhn / Eisele / 2020 / 464 Seiten / ISBN: 978-3-96161-096-9 / Preis: 24,00 Euro / Jetzt online kaufen* /

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