Bei „Paris, du und ich” von einem Hype zu sprechen, wäre übertrieben – dennoch ist mir dieser Titel in der letzten Zeit überproportional oft über den Weg gelaufen und hat mich daher neugierig gemacht.
Inhalt kurz zusammengefasst
Emma aus Stuttgart reist in den Herbstferien nach Paris, um ihren französischen Freund, den sie während eines Schüleraustauschs kennengelernt hat, zu besuchen. Statt nur ihn trifft sie (Überraschung) jedoch auch seine eigentliche Freundin Chloé an und ist binnen Sekunden wieder Single. Der Traum von den romantischen Herbstferien in Paris scheint sich erledigt zu haben – bis sie auf den Deutschen Vincent trifft und sich mit ihm anfreundet. Dieser ist ebenfalls liebeskrank und verbringt die Ferien alleine in Paris, statt wie geplant mit seiner Ex-Freundin. Weil beide von Herzschmerz und Komplikationen genug haben, schließen sie den Pakt, nur Freunde zu bleiben. Ich denke, es ist kein Spoiler, wenn ich verrate, dass das beidseitige Versprechen schneller gebrochen wird, als es entstanden ist.
Wie war’s?
In meinen Augen gibt es Jugendbücher (solche, aus denen häufig auch Erwachsene etwas ziehen können und die eine wunderbare Atmosphäre schaffen, dank derer man sich zurückerinnern kann) und es gibt Jugendjugendbücher, die sich wirklich ausschließlich an Teenager richten und über eher wenig Substanz verfügen.
Wenn ich als Erwachsene ein Jugendbuch lese, weiß ich in der Regel, was mich erwartet – aber im Gegenzug habe auch ich immer ein paar Erwartungen an ein Buch und die wurden in „Paris, du und ich” leider nicht so recht erfüllt. Die Geschichte hatte nichts Überraschendes, ich habe für mich nichts mitnehmen können und auch von der Sprache war ich größtenteils enttäuscht. Es gab zwar einige sprachlich schöne Stellen, doch größtenteils besteht der Roman aus Vergleichen. Die können natürlich auch ihren Reiz haben, aber eben nur dann, wenn sie ungesehen sind. Dazu war es mir einfach viel zu kitschig; und auch hier leider nicht interessant-kitschig oder schön-kitschig, sondern hau-drauf-kitschig.
An einzelnen Stellen dachte ich immer wieder: „Jetzt hat sie die Kurve bekommen, das war gut geschrieben.”, dann flacht die Sprache jedoch wieder ab und es wird tief in die Stereotypenkiste gegriffen. Nach all den positiven Besprechungen habe ich mit einem tiefgründigeren, überraschenderen Roman gerechnet.
Ich kann all die begeisterten Stimmen zu dem Buch nachvollziehen, aber eben nicht nachfühlen. Alles in allem war „Paris, du und ich” für mich eine sommerlich seichte (jaja, es spielt im Herbst, aber dennoch) Liebesgeschichte für Jugendliche, aber eben auch nicht mehr. Man kann sie locker und leicht lesen, das Pariser Lebensgefühl in sich aufnehmen und das Buch mit einem Lächeln im Gesicht schließen.
Eine kurze Passage aus dem Buch
„Ich fühle mich angespornt, noch zu schneller zu laufen. Das glitschige Kopfsteinpflaster unter meinen Füßen glänzt wie polierte Münzen, und die Wolken, die sich am Himmel tummeln, scheinen vom Eiffelturm in der Ferne angezogen zu werden, wie von einem Magneten.“
(Adriana Popescu, Paris, du und ich, Seite 136)
Infos zum Buch
Paris, du und ich (Link) / Adriana Popescu / cbj / 2016 / 352 Seiten / ISBN: 978-3570172322 / Preis: 14,99 Euro /
2 Comments
Sandy
Hi Inga,
ein absolutes Must-read war bisher das neue Jugendbuch der Autorin nicht. Zwei Bücher habe ich von ihr bisher gelesen (ein Jugendbuch und eins für Erwachsene) und da schon gemerkt, dass diese „vergnügte Quietschigkeit“ bei ihr sehr groß geschrieben wird. Solche Bücher muss es auch geben, aber da es in ihrem neuen Jugendbuch anscheinend auch wieder sehr kitschig zugeht, wird es wohl keinen Platz in meinem Regal bekommen.
Lieben Gruß,
Sandy
schonhalbelf
Hallo Sandy!
Vergnügte Quietschigkeit trifft es sehr gut – ich habe auch eigentlich nichts gegen romantisch-schöne, seichte Bücher, ab und zu lese ich sowas auch gerne, aber dieses hier war für mich einfach zu viel des Guten.
Liebe Grüße