Gegenwartsliteratur

Hard Land von Benedict Wells

Hard Land von Benedict Wells gehört zu jenen Büchern, auf deren Erscheinung ich mich in diesem Jahr wohl am meisten freu(t)e. Vom Ende der Einsamkeit kann ich noch immer jedem empfehlen, der es nicht bereits kennt, und entsprechend hoch hing natürlich die Messlatte für Wells‘ neuen Roman Hard Land. So wird es sicher auch vielen von euch gegangen sein – ich würde mich daher sehr freuen, wenn ihr mir eure Meinung zu Hard Land per Kommentar hinterlasst, damit wir uns austauschen können.

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Inhalt kurz zusammengefasst

Hard Land erzählt von einem Sommer Mitte der Achtzigerjahre in Missouri. Der fünfzehnjährige Underdog Sam weigert sich, nach Kansas zu seinen verhassten Cousins zu reisen und nimmt stattdessen einen Ferienjob in einem alten Kino an. Nach einigen Startschwierigkeiten entwickelt sich zwischen ihm und seinen Kollegen eine echte Freundschaft – und teilweise sogar mehr als das.

Zum ersten Mal fühlt Sam sich angenommen, erfährt wahre Freundschaft und verliebt sich. Torpediert wird das Ganze jedoch von der schweren Erkrankung seiner Mutter, die wie ein unsichtbarer Feind über allem hängt. Sam lebt in diesem Sommer so intensiv wie nie zuvor – im Positiven wie im Negativen. Er gewinnt unendlich viel, muss jedoch zeitgleich und sehr jung einen der härtesten Verluste hinnehmen, den das Leben für einen Menschen bereithält.

Wie war Hard Land?

Ich bin zwiegespalten. Einerseits trat wieder der Wells-Effekt ein: Zwei Seiten gelesen und zack war ich in die Geschichte eingetaucht, oder sogar eingelullt? Bereits der erste Satz, der übrigens als solcher auch im Verlauf des Romans noch eine Rolle spielen wird, holte mich mitten in’s Geschehen: „In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.” Den muss man erstmal wirken lassen.

Es folgt die nostalgische Erzählung über einen lebensverändernden Sommer, wie ihn wohl jeder von uns schon erlebt hat – natürlich nicht genau wie Sam, aber ich wette, dass dieser Roman in uns allen Erinnerungen an „den Sommer unseres Lebens” weckt. Und genau das wird (so vermute ich) das Erfolgsrezept des Romans sein.

Trotz der Kulisse der Achtzigerjahre sind die in Hard Land behandelten Themen letztlich zeitlos: Freundschaft, Liebe, Trauer, Einsamkeit, Erwachsenwerden. Klingt lieblos aneinandergereiht, wird aber liebevoll erzählt. Gut ausgearbeitete Charaktere, viele weise Sätze und Wells‘ feine Ironie machen Hard Land zum Lesevergnügen – aber nicht zu (m)einem neuen Lieblingsbuch.

Auch wenn es hier nicht vorrangig um einen Vergleich zwischen Hard Land und Vom Ende der Einsamkeit gehen soll, möchte ich ein paar Worte dazu verlieren: Ich sehe natürlich die thematischen Parallelen, empfand Hard Land jedoch trotz der traurigen Elemente als wesentlich leichtfüßiger. Vermutlich hat mich Vom Ende der Einsamkeit deshalb auch wesentlich mehr für sich gewinnen können – da habe ich beim Lesen wirklich mitgefühlt. Bei Hard Land habe ich mich „nur“ erinnert.

Ein kurzes Zitat aus dem Buch

„Es war, wie wenn man im Halbschlaf noch hofft, dass etwas nur ein Alptraum war. Und dann kapiert man, dass es genau andersherum ist: Dass es immer die Wirklichkeit war, die wie ein Gewicht schon die ganze Zeit am Traum hing.”
(Benedict Wells, Hard Land, Diogenes)

Infos zum Buch

Hard Land / Benedict Wells / Diogenes / 2021 / 352 Seiten / ISBN: 978-3-257-07148-1 / Preis: 24,00 Euro / Jetzt online kaufen* /

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3 Comments
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3 Comments

  • Zeilentänzerin

    Hallo Inga, mir erging es ähnlich wie dir. Auch ich war zwiegespalten. Am Ende mochte ich das Buch insgesamt sehr gerne, es kommt aber an die Intensität von anderen Werken des Autors nicht heran. Auch sprachlich bin ich (noch) mehr von ihm gewohnt.

    Liebe Grüße,
    Zeilentänzerin

    • schonhalbelf

      Hallo!
      Danke für deine Einschätzung, finde ich sehr spannend. Die Meinungen online fallen ja auch wirklich sehr unterschiedlich aus. Viele Grüße und ein schönes Osterwochenende!

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