Drei Frauen, drei Geschichten – Die Unzertrennlichen von Stuart Nadler begleitet drei Frauen einer Familie (Großmutter, Mutter und Tochter) durch eine jeweils sehr aufwühlende Zeit ihres Lebens.
Inhalt kurz zusammengefasst
Henrietta, Mutter von Oona und Großmutter von Lydia, hat es nicht leicht: Ihr Mann ist durch einen Sturz ums Leben gekommen, bei dem er mit dem Hinterkopf auf eine Steinplatte im Garten stürzte. Der Verlust ist nicht das einzige, das ihr Sorgen bereitet – hinzu kommen finanzielle Sorgen, die sie dazu zwingen, ihr gemeinsames Haus zu verkaufen. Daran ändert leider auch nicht, dass ihr skandalumwobenes Buch Die Unzertrennlichen neu aufgelegt wird. Ein Buch, das dank expliziter Tuschezeichnungen und erotischer Erzählungen schon nach seiner Veröffentlichung große Wellen schlug.
Auch Oona durchlebt nicht gerade die glücklichste Zeit ihres Lebens. Ihre Ehe ist trotz Paarberatung in die Brüche gegangen, weil ihr Mann seit Jahren dauerbekifft und nicht gewillt ist, etwas daran zu ändern. Seinen Job als Anwalt hat er freiwillig gekündigt und geht keiner geregelten Tätigkeit mehr nach, während Oona Schicht um Schicht als Chirurgin im Krankenhaus arbeitet. Ihr erstes Date nach der Trennung hat sie schließlich mit ihrem Paartherapeuten.
Oonas Tochter Lydia erlebt den klassischen Horror, seit es Internet und Smartphones gibt – von ihrem Smartphone wurde ein Foto gestohlen, auf dem sie sich mit freiem Oberkörper abgelichtet hat. Nur kurze Zeit später gibt es niemanden mehr an der Hochbegabtenschule Hartwick, der ihr Foto nicht kennt. Ihr Stipendium ist damit Geschichte.
Wie gehen die drei Olyphant-Frauen letztlich mit ihrer Krise um? Schaffen sie es überhaupt, sie zu bewältigen?
Wie war Die Unzertrennlichen?
Die Unzertrennlichen von Stuart Nadler ist für mich ein Roman, der mir gleichermaßen Spaß gemacht und mich berührt hat. Er beweist für mich, dass Stuart Nadler definitiv beides kann: (Situations-)Komik erzeugen und unglaublich traurige Szenen beschreiben. Leicht, aber nicht zu seicht, erzählt Stuart Nadler von drei Frauen, die eine der großen Krisen ihres Lebens meistern müssen. Das ist dann auch schon das Grundrezept des Romans: In einer der Frauen oder zumindest einer der drei Ausgangslagen findet sich jeder Leser zumindest in Ansätzen wieder und kann dadurch mindestens mit einer der drei Frauen besonders mitfühlen.
Stuart Nadler macht in Die Unzertrennlichen vieles richtig und nichts falsch, aber für mich persönlich eben auch nicht alles richtig. Insgesamt fehlte es mir ein wenig an Tempo. Obwohl alle drei Frauen in ihrem ganz persönlichen Dilemma stecken, aus deren Auflösung man als Leser einiges hätte lernen können, plätscherte der Roman ab ca. der Hälfte für mich ein wenig zu sehr dahin, ohne dass mich noch etwas groß überraschen konnte oder die Handlung eine spannende Wendung / besonderen Tiefgang bekommen hat.
Vielleicht wird der Roman einfach in Form der Zitate aus anderen Rezensionen ein wenig zu sehr angepriesen – „sehr oft laut lachen” (The New York Times Book Review) musste ich zum Beispiel absolut nicht. Hätte ich vermutlich auch gar nicht von dem Roman erwartet, hätte ich dieses Zitat nicht gelesen. So habe ich das Gefühl, ein klein wenig enttäuscht zu sein.
Insgesamt ist Die Unzertrennlichen für mich ein netter, solider Roman, den man aufgrund seines Unterhaltungswerts durchaus lesen kann. Zu meinen Highlights in diesem Jahr gehört er aber leider nicht.
Ein kurzes Zitat aus dem Buch
Sie war im Internet auf Hartwell (Anm.: Hartwell Academy, ein Internat) gestoßen, nachdem sie bei Google „Gibt es irgendwo eine normale Schule, an der nicht jeder ein Perverser oder Krimineller ist?” eingegeben hatte. Sie hätte bei dem Gedanken an die vergangene Woche vielleicht darüber lachen können, dass sie gerade hier gelandet war, wäre die Sache nicht so ernst.
(Stuart Nadler, Die Unzertrennlichen, Seite 28)
Infos zum Buch
Die Unzertrennlichen / Stuart Nadler / Übersetzer: Andreas Reimann / KiWi / 2017 / 368 Seiten / ISBN: 978-3-462-04988-6 / Preis: 14,99 Euro / Jetzt online kaufen* /
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1 Comment
Neri
Auch wenn er nicht zu deinen Highlights gehört, klingt das Buch für mich alles andere als „schlecht“. Aber os geht es mir ja auch. Bei der Vielzahl an Büchern, die uns diese Welt bietet, kann nicht jedes ein Meilenstein sein. Ich möchte es auch lesen. Das Cover finde ich, nachdem ich den Klappentext gelesen habe, irgendwie sehr passend. Ich bin gespannt, wie es mir gefällt!
Neri, Leselaunen