Spannung

Nicci French – Dunkler Donnerstag

Bevor ich Dunkler Donnerstag in die Hände genommen habe, musste ich überlegen, wie lange es her ist, seit ich mein letztes und zugleich erstes Buch von dem Autorenduo Nicci French, Der Sommermörder, gelesen habe. Genau bekomme ich es nicht mehr zusammen, aber ich tippe darauf, dass es mindestens zehn Jahre her ist. Ich weiß, dass ich damals sehr angetan von Schreibstil und Spannungsbogen war – trotzdem habe ich Nicci French danach aus den Augen verloren. Da ich Lust auf einen guten Thriller hatte,  habe ich einfach ausprobiert, ob ich mich immer noch für Nicci French begeistern kann. Für mich untypisch bin ich mitten in einer Reihe eingestiegen (Dunkler Donnerstag ist Band 4 von 8), es hat mich aber in diesem Fall nicht sonderlich gestört und ich bin trotzdem gut reingekommen. In meinen Augen ist der Thriller in sich stimmig und abgeschlossen, daher kann man ihn auch gut ohne Vorkenntnisse lesen.

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Inhalt von Dunkler Donnerstag kurz zusammengefasst

Frieda Klein lebt und arbeitet als Psychotherapeutin in London. Unvermittelt steht eines Tages eine ehemalige Mitschülerin vor ihrer Tür und bittet sie um Hilfe – ihre fünfzehnjährige Tochter kapselt sich mehr und mehr von ihrem sozialen Umfeld ab und leidet an Magersucht und Schlafstörungen. Etwas widerwillig lädt Frieda Klein den Teenager zu sich ein und führt ein erstes Gespräch mit ihr, um ihrer ehemaligen Klassenkameradin einen dezidierteren Rat geben zu können.

In der ersten „richtigen” Sitzung in ihrer Praxis muss Frieda erfahren, dass Becky nachts von einem Unbekannten in ihrem eigenen Zimmer vergewaltigt wurde und die psychischen Probleme des Mädchens auf diesen Vorfall zurückzuführen sind. Neben Bestürzung löst Beckys Geschichte in Frieda noch etwas ganz anderes aus: Erinnerungen.

Entschlossen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, begibt Frieda sich auf den Weg in ihren Heimatort Braxton. Neben zahlreichen alten Schulfreunden trifft sie dort nach vielen vielen Jahren auch wieder auf ihre Mutter. Für Frieda wird der Trip nach Braxton nicht nur eine Konfrontation mit ihrer familiären Vergangenheit, sondern auch zu einem echten Kampf gegen ein Netz aus Lügen und Intrigen rund um eine grausame Verbrechensserie.

Wie war’s?

Nach Dunkler Donnerstag weiß ich wieder, warum mir Der Sommermörder damals gut gefallen hat: Nicci French haben in beiden Thrillern genau meinen Geschmack getroffen, was die Mischung aus Schreibstil und Handlung anbelangt. Ich mag die vielen Stadt- und Landschaftsbeschreibungen, die nie zu ausführlich sind, aber genau so detailliert, dass ich mir alles wunderbar ausmalen kann – eigentlich ein perfektes Buch für verregnete Herbsttage.

Dunkler Donnerstag ist eine klassische, den Leser zum Mitraten animierende Story, in der es nur ein Ziel gibt: Herauszufinden, wer der Serientäter ist, dem Dr. Frieda Klein nahezu im Alleingang auf der Spur ist. Die Leser tauchen tief in die Vergangenheit der Psychotherapeutin ein und werden in den Sog gezogen, in dem sie selbst sich befindet – denn neben dem Fall, den sie für ihren Seelenfrieden aufklären muss, wird sie auch mit dem äußerst schwierigen Verhältnis zu ihrer kranken Mutter konfrontiert. Diese zwei miteinander verstrickten Handlungen sorgen dafür, dass keine Minute Langeweile beim Lesen aufkommt.

Ein auch im Jahr 2016 erst wieder hochgekochtes und immer noch aktuelles Thema, das innerhalb des Thrillers aufgegriffen wird, ist die Problematik der Glaubwürdigkeit von Vergewaltigungsopfern, mit der sich Frieda Klein innerhalb der Geschichte mehrfach auseinandersetzt.

Einen Vergleich zu den ersten drei Bänden der Reihe um Frieda Klein kann ich nicht ziehen, da es wie oben bereits geschrieben mein erstes Buch aus dieser Serie ist. Unabhängig davon war Dunkler Donnerstag für mich ein spannendes Leseerlebnis, das ich weiterempfehlen kann; eben einfach genau die Art Thriller, die ich mir vorgestellt und auf die ich Lust hatte.

Eine kurze Passage aus Dunkler Donnerstag

Überall war gelbes Herbstlaub: Zum Teil spürte sie es nass und matschig unter ihren Schuhsohlen, zum Teil blies der Wind es ihr ins Gesicht. Ein feuchter Geruch nach Fäulnis hing in der Luft, als gäbe es irgendwo Pilze, auch wenn Frieda keine entdecken konnte. Es fühlte sich an wie eine Zeit für Veränderungen: für Schlussstriche und Neuanfänge.
(Nicci French, Dunkler Donnerstag, Seite 24)

Infos zum Buch

Dunkler Donnerstag / Nicci French / Übersetzerin: Birgit Moosmüller / C. Bertelsmann / 2014 / 448 Seiten / ISBN: 978-3-570-10165-0 / Preis: 14,99 Euro /

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