Rezensionen

Geoff Dyer – Aus schierer Wut

„Aus schierer Wut” von Geoff Dyer habe ich bereits im Rahmen meines Blogposts über die Neuerscheinungen im November 2016 kurz vorgestellt. Über Weihnachten kam ich endlich dazu, mich dem Roman mit dem auffällig bunten Cover in Ruhe zu widmen.

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Inhalt kurz zusammengefasst

Wer schonhalbelf schon länger liest, weiß vielleicht, dass ich ab und zu gerne Romane über Schriftsteller oder über das Thema Schreiben lese. Dementsprechend war „Aus schierer Wut” quasi eine Pflichtlektüre für mich.

Geoff Dyer erzählt die Geschichte eines Autors, der eine Studie über sein Vorbild D. H. Lawrence schreiben möchte. Als ihm dies auch nach zahlreichen Versuchen nicht gelingt, beschließt er, einen Roman zu schreiben. Doch auch das ist nicht einfach, wenn man sich mit viel elementareren Dingen beschäftigen muss – in Paris bleiben oder nicht? Zur Freundin nach Rom ziehen oder nicht? Oder doch zurück nach England? Fest steht nur: Egal, wie die Wahl ausfallen wird, sie wird Dyer unglücklich und es ihm unmöglich machen, seine Studie oder seinen Roman zu schreiben.

Zu sagen, „Aus schierer Wut” handele von einem Autor mit ausgewachsener Schreibblockade, wäre eine Untertreibung. Vielmehr ist es das Porträt eines Autors mit Schreib-, Glücklichsein- und Lebensblockade. Diese Misere wird jedoch mit derart trockenem Humor erzählt, dass man nicht anders kann, als zu lachen und den Kopf zu schütteln – ich habe jedenfalls die ein oder andere Passage meinen Eltern vorgelesen, weil ich sie unbedingt mit jemandem teilen musste.

Wie war’s?

Es ist schwierig, dieses Buch in Worte zu fassen bzw. ein Fazit zu ziehen. „Aus schierer Wut” lässt den Leser lachen, aber auch verzweifeln, es inspiriert und demotiviert, es lässt einem mit dem Kopf nicken, aber ihn auch schütteln.

Dyer schreibt über den Versuch, zu schreiben und beobachtet sich selbst dabei, wie er versagt und dennoch zu einem Ergebnis kommt – wobei mit dem Ergebnis nicht zwangsläufig seine Studie gemeint ist, sondern vielmehr die Antwort auf wichtige Fragen des Alltags. Beispielsweise die nach dem perfekten Heißgetränk. Oder die nach dem perfekten Leben. Oder die nach dem perfekten Wohnort.

Dyers ausufernde, sich wiederholende Sätze haben mir teilweise den letzten Nerv geraubt, mich aber gleichzeitig gut unterhalten. Der Protagonist war mir mal zutiefst unsympathisch, mal habe ich mich 1:1 in seinen Überlegungen wiedergefunden.

Abschließend kann ich sagen: Ich fand es gut. Vielleicht. Und ich fand es nicht gut. Ich war froh, als es vorbei war und doch wollte ich es um keinen Preis vorher abbrechen. Ich bin mir nur in einem Punkt sicher, nämlich in dem, dass sich von diesem Buch jeder selbst ein Bild machen muss. Vielleicht.

Eine kurze Passage aus „Aus schierer Wut”

Ich wollte, dass sie nicht aufhörten. Doch zugleich, noch während ich wünschte, sie würden niemals an ein Ende kommen, hastete ich durch diese Bücher, denn so gern man ein Buch auch liest, will man es doch immer auch zu Ende bringen. So gern man ein Buch auch liest, blättert man doch immer zum Ende, rechnet nach, wie viele Seiten noch übrig sind, freut sich darauf, wenn man das Buch aus der Hand legen kann und es hinter sich hat. So gern wir ein Buch auch lesen: Wenn wir an sein Ende kommen, ist da doch leise eine Stimme irgendwo im Hinterkopf, die jedes Mal sagt: „Gott sei Dank!” Und trotzdem ist lesen immer noch besser als schreiben.
(Geoff Dyer, Aus schierer Wut, Seite 141)

Infos zum Buch

Aus schierer Wut / Geoff Dyer / Übersetzer: Stephan Kleiner / Dumont / 2016 / 304 Seiten / ISBN: 978-3-8321-9844-2 / Preis: 24,00 Euro /

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