Rezensionen

David Bielmann – Freedom Bar (+ Interview mit dem Autor)

Das Cover! Der Umschlag, der sich anfühlt wie Aquarellpapier! Und wenn ihr jetzt denkt, dass der Roman „Freedom Bar“ von David Bielmann nur durch seine äußeren Werte besticht, lasst euch schon jetzt sagen: Ihr täuscht euch. Der Roman lässt mich mit nur einer Frage zurück: »Warum ist das noch kein Bestseller?«

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Inhalt kurz zusammengefasst

Bert Bucher wohnt nach dem Tod seiner Großmutter vorübergehend in ihrer ehemaligen Wohnung in der Freiburger Lausannegasse – und das mit einer klaren Vision: Was Hamburg für die Beatles war, soll für ihn als aufstrebenden Rockstar Freiburg werden. Während eines seiner Straßenkonzerte kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung mit einer schönen jungen Frau, die Berts Leben auf den Kopf stellt.

Henry Schweizer ist Inhaber und gleichzeitig Bewohner der „Freedom Bar“, welche sich im selben Haus befindet, das auch Bert Bucher bewohnt und hat sich mit ihr seinen Sehnsuchtsort geschaffen. Während sie für die Besucher jedoch einen nahezu magischen Ort der Begegnung darstellt, kämpft Henry gegen die Einsamkeit.

Johann Grab führt im selben Haus seine Buchhandlung „Wissensarchiv“ und muss sich als zeugungsunfähiger Mann mit dem immer stärker werdenden Kinderwunsch seiner Frau auseinandersetzen. Die Lösung: Ein potenter Mann muss her, der den Wunsch seiner Frau erfüllt.

In weiteren wichtigen Rollen: Der Scheidungsanwalt Gregor Mahrer, Isländisch-Moos-Tabletten, Linzertorte, ein Taxifahrer, ein – haha – alter Hut und viele(s) mehr.

Wie war’s?

Warum kannte ich David Bielmann vorher nicht? Warum ist dieser Roman noch so unbekannt?

„Freedom Bar“ ist ein Konglomerat verschiedener Genres und könnte trotz dieser Mischung in sich nicht stimmiger sein. David Bielmann ist es gelungen, einen wirklich berührenden Roman zu konstruieren, der einen so nah an die Protagonisten heranbringt, dass man eigentlich nur noch eins möchte: In die „Freedom Bar“ gehen und sich mit ihnen unterhalten, um sie aufzumuntern, mit ihnen zu lachen oder sie an die Hand zu nehmen.

Wenn ich schreibe „konstruiert“, dann meine ich das auch so. In meiner Vorstellung muss es David Bielmann ein diebisches Vergnügen bereitet haben, sich das Konstrukt dieses Romans auszudenken und dem Leser immer wieder kleine Fährten zu legen. Im Laufe der Zeit folgt ein Aha-Erlebnis dem anderen: Alles fügt sich, alles ist immer mit- und ineinander verwoben.

Bemerkenswert ist auch der Humor, den David Bielmann so treffsicher einsetzt wie Robin Hood seine Pfeile. Ich habe sehr viel gelacht! Diesen sauber ausgearbeiteten, immer wieder auftretenden Wortwitz so gekonnt mit einer eigentlich tiefgründigen und spannenden Geschichte voller echter Schicksale zu kombinieren, verdient ein großes Lob von mir.

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Eine kurze Passage aus dem Buch

„Johann B. Grab hatte seine Frau zeitweilig in die Hände eines anderen Mannes übergeben. Er wohnte in der Murtengasse und arbeitete in der Lausannegasse, in Straßen also, die den Namen einer anderen Stadt trugen. Er lebte in einer Stadt, die so hieß wie eine andere, größere Stadt in Deutschland. Und er war Bürger eines Landes, das mitten in Europa lag, aber irgendwie doch kein Teil davon war. Genau so fühlte er sich gerade. Bedeutungslos.“
(David Bielmann, Freedom Bar, Seite 241)

Interview mit David Bielmann

David Bielmann hat sich freundlicherweise dazu bereiterklärt, mir ein paar kleine Fragen zu beantworten. Viel Spaß!

Würdest du dich meinen Lesern kurz vorstellen? Wer bist du und wie bist du zum Schreiben gekommen?
»Ich bin 31-jährig und lebe in der Westschweiz an der deutsch-französischen Sprachgrenze. Ich unterrichte an einer Berufsfachschule französischsprachige Schülerinnen und Schüler in Deutsch. Nebenbei schreibe ich sehr gerne. Begonnen habe ich damit während des Studiums. Ich interessiere mich für verschiedene Dinge, für Musik und Geschichte ebenso wie für Wein und Sport – Themen, die man dann auch in meinen Büchern findet.«

Wie und wo entstand die Idee zu „Freedom Bar“?
»Die Ideen entstehen meistens, wenn ich irgendwo allein bin, zum Beispiel beim Autofahren, Joggen, Rasenmähen … Geschrieben habe ich den Roman dann hauptsächlich am Morgen vor der Arbeit, jeweils zwischen 5 und 7 Uhr.«

Hast du einen Lieblingscharakter in deinem Roman? Wenn ja, welcher ist es und warum?
»Vielleicht Henry, der sich von der Welt abschottet und in seiner Kellerbar seine eigene Welt kreiert. Ich ziehe mich auch gerne mal zurück und tauche in die Welt eines Buches oder einer Schallplatte ein. Gelegentlich gehe ich aber auch gerne in eine Kellerbar und geniesse das echte Leben …«

Wer sollte „Freedom Bar“ unbedingt lesen?
»Na ja, man kann auch glücklich sein, ohne „Freedom Bar“ gelesen zu haben. Andererseits sollten dem Buch alle, die gern lesen, eine Chance geben. Es finden sich darin Anleihen verschiedener Genres wie Liebesroman, Künstlerroman, Kriminalroman. Jedenfalls hab ich mir Mühe gegeben, einen unterhaltsamen, anregenden, spannenden Roman zu schreiben.«

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Infos zum Buch

Freedom Bar / David Bielmann / Riverfield Verlag / 2016 / 303 Seiten / ISBN: 978-3952452349 / Preis: 24,90 Euro /
Vielen Dank an David Bielmann für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars und das Beantworten meiner Fragen.

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