Auf Null von Catharina Junk ist mir schon direkt am ersten Erscheinungstag aufgefallen, ich habe jedoch bislang einen Bogen darum gemacht, weil mir nicht nach einem Roman war, der sich mit Krebs befasst. Ich habe in meinem Leben überhaupt erst wenige Bücher zu diesem Thema gelesen, das eindrucksvollste war Mitten ins Gesicht* von Kluun. Im Allgemeinen lese ich jedoch nicht gerne Romane, in denen Krebserkrankungen eine Rolle spielen.
Auf Null kurz zusammengefasst
Krankenhaus statt Hörsaal. Chemo statt Mensa. Van Gogh statt Paul Kalkbrenner. Nina erhält kurz nach ihrem Abitur die Diagnose Leukämie und verbringt viele Monate im Krankenhaus. Auf Null erzählt alternierend von Ninas Zeit auf der onkologischen Station und jenen Monaten, in denen sie als „geheilt, aber nicht gesund” ihren Weg in ein halbwegs normales Leben zurückfinden soll.
Doch wie geht das, wenn plötzlich alles anders ist, inklusive einem selbst? Ihre Eltern sind unbeholfen und wissen ihre Zuneigung nicht anders auszudrücken als durch ein Auto, das sie Nina schenken. Ihr Bruder hat während Ninas Zeit im Krankenhaus Halt im Glauben gefunden – oder vielmehr vielleicht sogar in einer Sekte? Mit ihrer ehemals besten Freundin ist Nina zerstritten und überhaupt dreht sich bei ihr eigentlich sowieso alles nur um einen Gedanken: Was, wenn die Leukämie zurückkommt? Stattdessen begegnet Nina Erik, aber kann man sich überhaupt verlieben, wenn man durchgehend Todesangst verspürt?
Wie war Auf Null?
Dazu muss ich kurz ausholen: Ich habe Auf Null überhaupt nur angehört, weil mir Catharina Junks Roman Bis zum Himmel und zurück so gut gefallen hat. Wer einen Roman voller trockenem Humor und gleichzeitig dem richtigen Maß an Sensibilität und Empathie über den Tod der Schwester schreiben kann, kann das auch über eine an Leukämie erkrankte Jugendliche, so mein Gedanke.
In diesem Fall habe ich mich für die Hörbuch-Variante entschieden, weil ich lesetechnisch noch mitten in einem anderen Roman steckte – und ich habe selten ein Hörbuch so schnell durchgehört wie dieses. Genau wie in Bis zum Himmel und zurück schafft Catharina Junk es, eine dramatische Geschichte voller Sarkasmus und eigenwilligen Charakteren zum Mitfiebern zu erzählen.
Sie beleuchtet nicht nur, wie eine junge Frau mit der Diagnose Krebs umgeht, sondern auch, welche Auswirkungen die Erkrankung auf ihre Familie und ihren Freundeskreis hat. Einen fast noch größeren Anteil als die Zeit im Krankenhaus nehmen jedoch jene ersten Monate ein, in denen die Protagonistin sich langsam wieder in ihr altes Leben zurückfindet – oder vielleicht sogar in ein besseres, als es vor ihrer Erkrankung war?
Auf Null beschönigt nichts, ist aber gleichzeitig an keiner Stelle ein Roman, der dem Leser einfach nur möglichst viele Tränen entlocken will. Er ist nicht mehr ganz neu, aber falls es dem ein oder anderen geht wie mir, kann ich euch nur ermuntern, es trotzdem anzuhören (oder zu lesen, denn Catharina Junk selbst verriet mir, dass ihre Lieblingsstelle leider aus der Hörbuch-Fassung herausgekürzt wurde) und euch positiv überraschen zu lassen. Ohne den Roman gelesen zu haben, kann ich euch dennoch auch das Hörbuch ans Herz legen – Inka Löwendorf liest es in meinen Augen wirklich sehr gut und authentisch!
Infos zum Hörbuch
Auf Null / Catharina Junk / Sprecherin: Inka Löwendorf / Argon / 2015 / 7 Stunden / ISBN: 978-3-8398-1517-5 / Preis: 16,95 Euro / Jetzt online kaufen* /
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